Nun ist unsere Maus also ein Jahr bei uns. Ein aufregendes Jahr voller Neuem, Freude, Aufregung und auch viel Verzweiflung.
Nie hätten wir gedacht, dass wir in einem Jahr so viel lernen würden... über hibbelige junge Hunde... wie verunsichert ein pubertärer Hund sein kann... wie lieb man einen Hund haben kann... wie viel Freude er einem bringt... über Durchhaltevermögen... über klassische und operante Konditionierung... über primäre, sekundäre und tertiäre Verstärker
, über Antiaggressions-, Besucher-, Büro-, Rückruf-, Entspannungs-, Leinenführigkeits-, Alleinebleiben- und Antijagdtraining...
Wir hatten natürlich ein ungefähres Bild über ein Leben mit Hund im Kopf.
Und dann kam Mina
Von der Wirklichkeit wurden wir dann etwas überrollt und den schwersten Part hatte sicher Alex, als ich sie nicht mehr ins Büro mitbringen durfte, weil sie alle so verbellt hat. Er fuhr also statt Straßenbahn jeden Tag mit dem Auto ins Geschäft und hielt aus, dass Mina viele Kollegen lautstark verbellte (inklusive der Geschäftsführung) und kurz bevor das nach ein paar Monaten nicht mehr gutgegangen wäre, wurde Mina bedingt durch die Schilddrüsentabletten endlich ansprechbarer und dank unserer Trainerin und ein paar weiteren Managementmaßnahmen musste Mina kaum noch bellen im Büro.
Seit dem Beginn der Schilddrüsen-Einstellung im Januar, haben wir das erste Mal Hoffnung geschöpft. Es tut mir nur so leid, dass ich darauf nicht früher gestoßen bin... was hätten wir ihr an Ängsten ersparen können.
Natürlich gibt es aber auch vieles, was einfach so ohne großartiges Training funktioniert. Uns gegenüber ist sie freundlich und lieb. Bei den wenigen Malen, die sie uns angeknurrt hat, hat sie gelernt einfach selbst vom Sofa oder Bett zu gehen, wenn es sie stört, dass wir uns bewegen.
Mit ihr Tricks einzuüben macht enormen Spaß, da sie so schnell lernt und verknüpft und von selbst Dinge anbietet (beim Shapen) - in anderen Situationen widerum ist ihre schnelle Auffassungegabe manchmal ungünstig.
Auch wenn sie andere Menschen oft unheimlich findet und sie verbellt, sie hat noch nie gebissen, weder uns noch andere und das Verbellen ist seit der SD-Einstellung viel weniger geworden und naja, auch wir werden immer besser darin sie zu "führen".
Und obwohl sie in vielen Bereichen so unsicher ist, geht sie unerschrocken in U-Bahnen, Fahrzüge und Autos.
Sie kommuniziert sehr klar mit anderen Hunden. Auch wenn sie noch sehr unhöflich bei der Begrüßung ist und nur direktes Hinrennen kennt - aber wenn einer keinen Kontakt möchte, belästigt sie auch nicht weiter. Mit den Hunden in der Tagesbetreuung kommt sie meist gut aus.
Und was uns in stressigen Bürozeiten hilft: sie ist zufrieden, mit dem Pensum, was ihr geboten wird und daheim trotzdem ruhig und ausgeglichen (sofern niemand zu Besuch kommt
). Es ist eigentlich eher andersrum: alles außerhalb der Routine stresst sie - also versuchen wir, statt neue Wege zu suchen (auf denen sie völlig überreizt in der Schleppleine hängt), eher die Spaziergänge hier interessant zu gestalten (ihr glaubt ja nicht, wie viele Leckerlibäume Mina so findet
).
Seit wir alle Teppiche entfernt und draußen jede Pfütze gelobt haben, ist sie auch absolut stubenrein. Auch im Ferienhaus mit Teppichen.
Alles andere wird irgendwann auch noch werden... weil das Training sich immer mehr einschleift und weil sie sicher mit den Jahren noch ruhiger wird. Sie ist ja noch keine zwei.
Und wir sind zuversichtlich, dass sie irgendwann auch mal alleine bleiben kann und wir wieder gemeinsam Freunde besuchen oder essen gehen können.
Auch unsere Trainerin hat uns Mut gemacht vor kurzem. Sie kennt uns ja nun schon ein Jahr und weiß um alle Probleme und sie meinte, dass wir schon so viele Fortschritte gemacht haben und dass viele Leute schon längst auf- und Mina abgegeben hätten. Wenn das nicht motiviert weiterzumachen
Ohne Mina hätten wir nie im Leben, in einem Jahr, so viel über Hunde gelernt.
Unser Spatz...