"Wenn ich aus meiner Liebe einen Weg machen könnte
und aus meiner Erinnerung Stufen,
dann würde ich zu Dir hinaufsteigen können
um Dich zu uns zurück zu holen."
Für Kony
2 x bist Du dem Tod von der Schüppe gesprungen (vielleicht noch öfter in der Zeit vor Deutschland).
Das 1. Mal als Du von der Cockerrettung aufgenommen und deshalb nicht in Zvolen umgebracht wurdest.
Du kamst dann zu mir vor 1,5 Jahren und solltest übergangsweise bleiben. Deine 1. Amtshandlung als Martina und Annette Dich brachten, und du keine 3 Minuten hier warst, dass Du über den Sessel auf das Sideboard geklettert bist, um den frischgefüllten Futternapf von Katze Amanda zu leeren. Die konntest Du ja am Anfang gar nicht leiden und hast sie immer böse angebellt. Wie sich die Zeiten dann geändert haben. Ihr seid ja bald die dicksten Freunde geworden und nur
Du konntest ihr den Kopf abschlabbern.
Die ersten Nächte mit Dir waren ziemlich anstrengend. Immer wenn ich mal nachts aufgestanden bin, habe ich Dich mitten in meinem Bett wieder gefunden. Erinnerst Du Dich noch an unsere Diskussionen?
Und wenn wir spazieren gingen, hast Du Linus und mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass wir nur ein Klotz an Deinen Pfötchen waren. Du wolltest nur los, Hasen und Fasane jagen (Das Du einen erwischt hast, zählen wir mal zu Deinen „Jugendsünden“). Und die blöde Leine hinderte dabei gewaltig. Ohne uns eines Blickes zu würdigen, hast Du weiter fleißig gezerrt und zur Not den Rückwärtsgang eingelegt, weil Du festgestellt hattest, dass man sich so prima aus dem Geschirr wurschteln konnte. Aber ich war schneller!
Aber Du warst in den ersten Tagen auch ziemlich krank, so dass ich Dich operieren lassen musste. Den Eingriff hast Du aber gut überstanden. Irgendwie kam dann wohl der Zeitpunkt, wo Du festgestellt hattest, dass es sich hier ganz gut leben lässt und es die Sache vereinfacht, wenn man mit den Mitbewohnern gut stellt, um bleiben zu können. Und so hast Du Dich klammheimlich in unsere Herzen geschlichen – selbst in das von „Oma-Frauchen“. Sie hast Du - glaube ich – noch ein wenig lieber gehabt als mich - gib es zu! Aber ich kann Dir sagen, dass sie Dich auch ganz schrecklich vermisst! Auch wenn ihre Arme bald eingeschlafen sind, hat sie Dein Ausdauer-Kuscheln tapfer durchgehalten.
Nicht das Du jetzt eingebildet wirst – aber Du warst und bist von all meinen Tieren, das mit der meisten Ausstrahlung. Du hast einen Raum mit Leben gefüllt ohne laut und nervig zu sein, alleine durch Deine Anwesenheit. Kannst Du Dir vorstellen, wir dunkel es jetzt hier ist ohne Dich?
Jeder der Dich kennen lernte, fand Dich total bezaubernd, weil Du so freundlich warst und immer gewedelt hast. Selbst beim Tierarzt warst Du fröhlich – sogar als es Dir ganz schlecht ging. Du hast etwas ausgestrahlt, was man wohl bei Menschen „das gewisse Etwas“ oder „Inneres Leuchten“ nennt.
Selbst als Du bei „Sabro“ den 2. Platz im Osterwettbewerb gewonnen hast, bist Du immer bescheiden geblieben.
Nur Deine Streicheleinheiten hast Du immer eingefordert, mit Charme und schlichtem Durchsetzungsvermögen. Kommandos hast Du zwar bei mir gelernt, aber die meisten fandest Du ja wohl ziemlich unnötig. Deinen Blick dabei vergesse ich nie. Mit großen unschuldigen Augen und dem „Aber ich bin doch wohl nicht gemeint“-Blick – und man konnte Dir einfach dann nicht böse sein.
Bis auf kleinere gesundheitlich Probleme sind wir ganz gut durchgekommen, oder? Bis dann im Frühjahr Deine Augen operiert werden mussten. Und als wir so im Wartezimmer saßen, habe ich plötzlich eine Verdickung an Deiner Seite gespürt und der Doktor meinte, es sei bestimmt ein Lipom. Welch ein Schock, als es ein ganz bösartiger Tumor war. Und immer wieder mussten wir über Wochen dort hinfahren, weil sich Flüssigkeit ansammelte und Du punktiert werden musstest. Du warst so ein tapferes Mädchen. Hast es immer ohne einen Mucks über Dich ergehen lassen.
Auch die langen Autofahrten, die Du gar nicht leiden konntest. Aber auch das haben wir gemeinsam überstanden und Du hast dem Tod wieder ein Schnippchen geschlagen.
Warum hat es nicht auch ein drittes Mal geklappt?
Vor wenigen Tagen – an einem schönen Oktobertag – sind wir alle im Wald gewesen. Dir ging es doch gut, oder? Du bist so fröhlich gelaufen und hast dann plötzlich ab und zu Dein rechtes Hinterbeinchen gehoben. Wie immer hab ich nachgesehen, ob Du wieder was unter den Füßen hattest – aber da war nichts. Und dann fingst Du an zu schwanken. Zuerst dachten wir noch, Du machst Faxen, weil Du manches mal einen etwas lustigen Gang hattest – aber es hörte nicht auf. Ich brachte Dich sofort zum Doktor, der auch ganz lieb zu Dir war, nicht wahr? Du hast ihn ja auch noch nett angewedelt. Er hat Dir zwar eine Spritze gegeben, aber die half auch nicht viel. Mit dem Verdacht, dass was an Deiner Wirbelsäule sei, sind wir Sonntag in die Tierklinik gefahren, wo man Dich dann Montag operieren wollte.
Wir haben es uns am Wochenende noch schön gemacht, findest Du nicht? Du durftest den ganzen Tag liegen und wir haben Dir alles ans Bett gebracht – Essen, Trinken, Schmusen. Seit Freitag drehte sich alles um dich (wie, wenn Du ehrlich bist, die ganze Zeit bei uns).
Montag morgen fandest Du ganz schlimm, ich weiß. Du hattest so furchtbaren Durst. Ich denke, die paar Schlucke Wasser, die ich Dir einfach gegeben habe, werden Dir nicht geschadet haben. Die Aufregung in der Klinik hätte ich Dir gerne erspart, mein Mädchen, aber ich hab ja von allen Seiten, ob Haustierarzt oder Klinikärzte immer nur gehört, dass unwahrscheinlich ist, dass es ein Tumor sei und so hab ich gedacht, dass wir uns bald wieder sehen und Du alles überstanden hast.
Das 3. Mal sollte es nicht sein. Glaub mir, ich hab gedacht, man zieht mir den Boden unter den Füßen weg, als sie mir sagten, dass sie durch Zufall einen ganz schlimmen Tumor entdeckt hätten. Sei mir nicht böse, dass ich die Entscheidung fällen musste, dass sich unsere Wege für immer trennen mussten. Aber Du hättest Dich nur noch ein paar Wochen gequält und wärst querschnittgelähmt geworden. Das wollte ich Dir ersparen. Ich hoffe, dass Du, als Du die Schlaftropfen bekommen hast, noch gespürt hast, dass ich bei Dir bin.
Ich soll Dir sagen, dass Dich hier alle vermissen. Linus und Amanda sind ganz traurig und suchen Dich überall. Schade, dass Du Dich von Oma-Frauchen nicht mehr verabschieden konntest. Sie spricht viel von Dir.
Viele Bekannte und Freunde haben geschrieben und angerufen, wie traurig sie sind. Das hat mir viel bedeutet und ich denke, Du hättest Dich gefreut, dass so viele an Dich denken.
Aber am meisten fehlst Du mir – ich muss ständig weinen. Wenn es nur bald weniger wird.
Ich hoffe, Du hast gespürt, wie sehr ich Dich geliebt habe, meine kleine Kony-Liese!:bye1:
Vielleicht bedeutet Liebe auch, lernen jemanden gehen zu lassen,
wissen, wann es Abschied nehmen heißt, nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem im Wege stehen, was wahrscheinlich besser ist, für die, die wir lieben.
Sergio Bambaren