Ich hoffe, dass du noch von anderen Tips bekommst, hier müssten doch etliche sein, die sich mit Angsthunden auskennen.
Die Ängste sind genetisch bedingt, sagt der Tierarzt, da könnte man nichts machen.
Entschuldige, aber das ist Bullshit. Natürlich kann man was bei Ängsten machen. Wäre ja schrecklich, wenn nicht. Es ist halt nur ein sehr langwieriger Prozess, besonders, wenn ein Hund in den ersten wichtigen Prägephasen kaum etwas kennengelernt hat.
Kennst du B.A.T. (Behavior Ajustment Training)? Das könnte was für den ängstlichen Kerl sein.
Prinzipiell würde ich so viel Stress wie möglich raus nehmen aus seinem Leben erst mal. Du meinst ja, dass er auf dem Land wesentlich gelassener agieren kann.
Ich glaube nicht, dass es daran liegt, weil sie nichts kennengelernt haben, denn alle Welpen fangen ja bei Null an
Genau! Der eine ist vielleicht ängstlicher als der andere, aber alle fangen bei Null an. Und dann kommt es drauf an, was sie in den ersten Wochen WIE kennenlernen. Lernen sie Reize positiv besetzt kennen... oder nicht... oder gar negativ.
Wenn Wilbert als Welpe kaum etas kennengelernt hat und vom Grund her eher ein änglicher Welpe war, kann das mehr als ausreichen, dass er heute auf alles erst mal mit Flucht (oder Angriff) reagiert. Ihm wurde ja vielleicht einfach nie die Welt in einer Stadt, in einer Wohnung, an der Leine, im Auto, mit vielen Menschen, in der U-Bahn gezeigt, in seinen ersten Lebenswochen? Du kennst sicher Kaspar Hauser - so in die Richtung kannst du dir das vorstellen.
Bezüglich der Ernährung:
Ich habe zur Ernährung den Hinweis bekommen, dass es hyperaktiven Hunden helfen kann, mehr Kohlenhydrate zu erhalten, um den Serotoninspiegel zu erhöhen. Serotonin ist ein natürlicher Stimmungsaufheller ("Wohlfühlhormon"). Damit der Körper es produzieren kann, benötigt er Tryptophan (viel vorhanden z.B. in Lamm-, Hühner- und Kaninchenfleisch, Nüssen, Milchprodukten, Hülsenfrüchten, ...). Damit das Tryptophan besser im Gehirn aufgenommen werden kann, benötigt der Körper wiederum Kohlenhydrate.
Du könntest also zum einen versuchen verstärkt Kohlenhydrate zu füttern.
Zum anderen gibt es Tryptophan in etlichen Präparaten, so dass man es gezielt zufüttern kann (z.B. Relax Plus) - die sind aber alle recht teuer... viel günstiger fährt man, wenn man das L-Tryptophan direkt kauft. Wir haben sie in Kapseln gekauft (bestellt bei Biovea) und das Pulver so aufgeteilt, dass Mina die richtige Dosierung für ihr Gewicht erhalten hat, 2x tgl.
Das hat bei uns soo viel gebracht, es dauerte ca. 2 Wochen, aber dann war sie deutlich ansprechbarer als zuvor.
Als weiteren Zusatz bekommt sie L-Theanin (auch bei Biovea bestellt und das Pulver der Kapseln geteilt für die errechnete Dosis).
L-Theanin ist eine Aminorsäure und soll/kann wie ein (sehr leichtes) "Beruhigungsmittel" wirken (produziert Alpha-Wellen und fördert die geistige und körperliche Entspannung). Bei Mina hat es wenig Wirkung.
Das sind nun beides keine Wundermittel, aber sie können den Hund ansprechbarer für das so wichtige Training machen. Sie können den Stress reduzieren.
Zylkene kennst du ja sicher - das wäre auch einen Versuch wert.
Und manche machen mit Bachblüten gute Erfahrungen (bei Mina hat das nichts gebracht).
Bei Mina hat im Enddeffekt (wobei wir gerade wieder eine schlimme Phase hatten, also noch nicht das Ende erreicht haben
) ein verschreibungspflichtiger Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer geholfen. War für uns ein echt schwerer Schritt... aber als sie letzten Sommer irgendwann vor lauter Stress nicht nur Hunde total überdreht anging, sondern so "durch" war, dass sie auch Menschen auf der Straße "angreifen" wollte, haben wir den Schritt gewagt und sind zum Verhaltenstierarzt, damit wir endlich mal einen Schritt beim Alleinebleibtraining weiterkommen (um so einen Stressfaktor elimieren zu können: die Tagesbetreuung) ... und ihr Verhalten zeigt uns, dass es das einzig richtige war: so viel, wie seit November hat sich noch nie getan bei uns im Training.
Achso und die Schilddrüsenwerte (T4 und TSH) würde ich doch mal abklären lassen beim Tierarzt, wenn ihr das nächste Mal dort seid... es passiert schnell, dass die Werte einfach stressbedingt sinken - nur kommt man ohne Substitution nur schwer wieder raus aus dem Stresskreislauf.