Streit um Katze kommt zum vierten Mal vor Gericht

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Streit um Katze kommt zum vierten Mal vor Gericht

Beitragvon Martina » Mo Mär 16, 2009 12:31 pm

Die Berlinerin Gaby Hark kämpft um ihren Perserkater Caspar. Weil die 58-Jährige ins Krankenhaus musste, hatte sie die Katze zur Pflege bei einem Tierverein abgegeben. Doch als sie ihre Samtpfote wieder abholen wollte, hatte diese unfreiwillig ein neues Frauchen. Nun muss vor Gericht geklärt werden, wer die Eigentümerin von Caspar ist.
Der Kater heißt Caspar, hat langes Haar, wiegt etwa fünf Kilogramm und wird am heutigen Montag vor dem Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg für die vierte Gerichtsverhandlung sorgen. Eine spöttische Betrachtungsweise dieses Verfahrens liegt eigentlich nahe, zumindest auf dem ersten Blick. Wer genauer hinschaut, entdeckt, dass es sich um eine tragische Geschichte handelt. Hauptperson ist neben Caspar eine Invalidenrentnerin, für die der Perserkater ein wichtiger Teil ihrer kleinen Familie war, und die ohne ihn nun keine Ruhe mehr findet.

Die Geschichte beginnt im April 2007. Vor der 58-jährigen Gaby Hark stand damals ein langer Krankenhausaufenthalt. Sie musste ein Quartier für ihre beiden Perserkatzen Madonna und Caspar finden. Bei den Töchtern ging es aus räumlichen Gründen nicht. Die Freundin leidet unter Katzenallergie. Tierpensionen waren für die Rentnerin zu kostspielig.
Unterbringung in einem Verein

Über das Internet fand Gaby Hark schließlich die Adresse des Katzenschutzvereins „Samtpfoten Neu-Kölln“ e.V. Ihre Perser wurden dort am 2. Mai 2007 freundlich aufgenommen. „Es war absolut klar“, sagt sie, „dass ich meine Katzen nach dem Krankenhausaufenthalt wiederbekomme.“ Einen Teil der Futter- und Pflegekosten wollte sie bezahlen, den Rest im Verein abarbeiten. So war es mit dem 1. Vorsitzenden des Vereins abgesprochen worden. Sie hinterließ ihre Handynummer, falls es Probleme gebe. Zudem rief sie zwischendurch auch mehrfach an, und es wurde ihr jedes Mal mitgeteilt, ihren beiden Lieblingen gehe es prächtig.
Die Stimmung schlug jäh um, als sie am 31. Mai 2007 ihre Katzen wieder abholen wollte. Schon beim Betreten des Katzenvereinshauses registrierte sie „eine merkwürdige Stimmung“. Die 2. Vorsitzende des Vereins teilte ihr knapp mit, dass sie ihre Perser nicht wiederbekommen würde. Caspar sei sogar schon vermittelt. Gaby Hark war geschockt, drohte mit der Polizei und wurde von der Frau schließlich unsanft des Raumes verwiesen.
Polizei und Anwältin eingeschaltet

Es würde den Rahmen dieser Geschichte sprengen, alle Aktivitäten zu schildern, die Gaby Hark anschließend ergriff: Sie schaltete tatsächlich die Polizei ein, ebenso eine Anwältin, verteilte Flyer mit Notrufen, drehte mit dem Sender TierTV einen Film und gestaltete eine eigene Website – fast 600 Leute haben sich dort schon eingetragen und fordern die Rückgabe des Katers.
Anfangs gab es Erfolge. Perserkatze Madonna musste der Samtpfoten e.V. wieder herausgeben. Das Tier war über das Internet angeboten worden. „Mit dem netten Hinweis“, so Gaby Hark, „dass ich, die Vorbesitzerin, verstorben bin.“

Anders sah es aber bei dem inzwischen fünf Jahre alten Caspar aus. Er war Mitte Mai an eine neue Besitzerin vermittelt worden. Die hatte sich nach Gaby Harks Rückkehr aus dem Krankenhaus auch nicht darauf eingelassen, statt Caspar einen anderen, ähnlich aussehenden Perserkater zu nehmen. Der 1. Vorsitzende des Samtpfoten e.V. soll ihr das damals nachdrücklich vorgeschlagen haben. Sie habe sich schon zu sehr an das Tier gewöhnt, beantwortete die Frau die Anfrage von Morgenpost Online, warum sie sich so beharrlich weigere, den Kater wieder herauszugeben. Zudem müsse man ja auch mal den Tierschutz sehen. „Es ist sicher nicht gut für Caspar, aus dem vertrauten Umfeld herausgerissen zu werden.“
Die Aufklärung des Falles ist schwierig

Gaby Hark will auch, „dass es Caspar gut hat, und er nicht leiden muss“. Aber es sei ja auch so, „dass Pflegekinder möglichst wieder zurück zu den richtigen Eltern sollen, auch wenn sie es vorher in der Pflegefamilie gut hatten“, sagt sie. Und die richtige Eigentümerin von Caspar sei nun einmal sie.
Genau darum drehte es sich bislang auch bei den Debatten der Juristen vor Gericht. Wer ist die Eigentümerin von Caspar?
Die Aufklärung des Falles ist schwierig. Der 1. Vorsitzende, der von Gaby Hark damals die Katzen übernahm und sich auch massiv für die Rückgabe an sie eingesetzt haben soll, ist inzwischen verstorben. Die 2. Vorsitzende gehört nicht mehr zum Verein und behauptet nach wie vor, Gaby Hark habe die Katzen zur Vermittlung abgegeben.
Anwaltsagt, alles sei möglich

„Der Fall ist hoch streitig“, sagt Anwalt Eric Riedel, der auf Vermittlung des Berliner Tierschutzvereins für Gaby Hark den Fall übernommen hat. „Hoch streitig“ bedeutet: Alles ist möglich. Riedel geht davon aus, dass es nach juristischen Kriterien „einen Eigentümerwechsel nie gegeben“ habe.
„Genau das wird durch diesen Übergabevertrag ja auch belegt“, so der Anwalt. Sollte die Richterin das andere sehen, hat Riedel noch ein zweites Argument: In dem Übergabevertrag mit der neuen Besitzerin steht sinngemäß, dass der Samtpfoten e.V. einen Monat lang den Kater zurückfordern kann. Der 1. Vorsitzende soll das nach der Rückkehr von Gaby Hark bei der neuen Besitzerin auch telefonisch zwei Tage vor Fristablauf eingefordert haben. Das hat sie einem Zeugen erzählt – und der wird ebenfalls vor Gericht erscheinen.
Die Peitsche hat er mitgebracht und hält sie sorglich sehr in Acht!

mit freundlichen Grüßen

Martina
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Beitragvon Petra » Mo Mär 16, 2009 15:18 pm

Ein starkes Stück! Ich hab mal von so einem ähnlichen Fall aus der Schweiz gehört. Man muss echt alles doppelt und dreifach absichern und dann kann es noch schiefgehen... :?
Petra
 

Beitragvon NEMO » Mo Mär 16, 2009 21:14 pm

Ein totaler Alptraum, allein die Vorstellung. :shock: :motz:
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Wenn dein Hund jemanden nicht mag, solltest du es ihm besser gleichtun.
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Beitragvon Lina » Mo Mär 16, 2009 22:04 pm

Krass... :roll:
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Beitragvon Barbara » Mo Mär 16, 2009 23:22 pm

Manche "Tierschützer" sind echt üble Zeitgenossen... :roll:
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Beitragvon Petra » Di Mär 17, 2009 6:59 am

Heute um 10.30 Uhr ist die Anhörung der Zeugen...
Petra
 


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