Nichts auf der Welt ist uns sicher.
Der eigene Mann, die eigene Frau mag dich verlassen.
Deine Kinder mögen sich als undankbar erweisen,
trotz der Opfer, die Du für sie gebracht hast.
Deine besten Freunde, denen Du jahrelang vertraut hast,
können dich eines Tages betrügen.
Du magst dein Vermögen verlieren.
Dein Ruf, deine Ehre können in ein Nichts zerinnen.
Diejenigen, die am meisten vor dir in die Knie gesunken sind,
werden vielleicht die ersten Steine nach dir werfen,
wenn sie dich nicht mehr brauchen.
Der einzige absolut uneigennützige Freund,
den der Mensch in dieser selbstsüchtigen Welt haben kann, ist sein Hund.
In der ärmsten Hütte ist er genauso glücklich wie im größten Palast:
denn nur bei dir möchte er sein.
Er ist der Einzige, der dich nicht betrügt.
Wenn Du ein Bettler bist, bewacht und verehrt er dich,
als wärst Du ein Prinz.
Wenn Du von Haus und Hof vertrieben wirst,
wenn sie alle, alle dich verlassen -
nur er - dein Hund- verlässt dich nicht.
Hast du kein Obdach mehr und musst im Freien schlafen,
will er keine andere Belohnung, als bei dir zu sein.
Auch wenn du verhungern müsstest, bliebe er dir treu.
Er hungert mit dir und küsst und leckt deine leere Hand,
die ihm kein Futter reichen kann.
Solltest Du plötzlich tot umfallen, er weicht nicht von dir.
Er muß eher erschossen werden, als das er dich im Stiche ließe.
Bist du dann in der kühlen Erde und er weiss die Stelle,
- dort an deinem Grabe findet man ihn.
Er scharrt, als wolle er dich wieder ausgraben.
Er legt seinen Kopf zwischen seine Pfoten und trauert um dich,
er, dein bester Freund, dein Hund.
Gelesen in der " Neuen Zeitung" Klagenfurt vom Juni 1960