Märchen "Planet der Hunde"

schöne und traurige Gedichte, die vielleicht ein wenig trösten

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Märchen "Planet der Hunde"

Beitragvon Petra » Di Sep 30, 2008 5:23 am

Planet der Hunde

Schauplatz des Geschehens: Ein Heim fuer verlassene Tiere. In einer anderen Zeit, in einer anderen Welt...

"Guten Morgen, wau!" "Womit kann ich Ihnen helfen, wau?" "Schauen Sie, ich komme, um meinen Herrn abzugeben. Es ist, weil... nun ja, Sie wissen schon...
ich hab ihn nicht mehr so gerne, wie als er noch ein Baby war. Damals war er so niedlich, so lustig, hat kaum Platz gebraucht... aber jetzt - stellen Sie sich vor, 18 Jahre ist er jetzt schon alt geworden! Damals hatte er ein so niedliches Gesichtchen, aber jetzt, mit dem Bart, mit den ganzen Pickeln, und rauchen tut er auch noch...Aber das Schlimmste....
das Schlimmste ist, vorher war er ja so schoen klein. Aber jetzt! Er ist 1,80 groß und wiegt 90 Kilo! Wissen Sie, was der verputzt? Und wie teuer das kommt? Außerdem, stellen Sie sich vor, jedes Wochenende geht er auf die Rolle! Ein Wahnsinn, sage ich Ihnen! Nee, das halte ich nicht mehr auss, ich hab die Nase voll! Hier haben Sie den Gesundheitspaß, die Impfungen hat er alle...."

Etwas spaeter:
"Guten Morgen, wau!" "Womit kann ich Ihnen helfen, wau?" "Sehen Sie, es ist so: Meine Frau - das ist uebrigens die attraktive Pudeldame, die da an der Tuere steht - und ich, wir werden umziehen. Wir haben etwas echt Luxurioeses gefunden, ein paar schicke neue Hundehuetten, aus lackiertem Holz und ein paar tollen neuen Designer-Matten. Fuer uns beide ist da genuegend Platz, aber nicht fuer unseren Herrn, der wuerde sich auch da gar nicht wohlfuehlen. Er haette keinen Platz, mit seinen Kumpels am Freitag Skat zu spielen, auch nicht, um stundenlang mit der Fernbedienung auf dem Sofa zu liegen und durch die Programme zu zappen. Also, weil es uns ja vor allem um sein Wohl geht, lassen wir ihn am besten hier in einem Ihrer Zwinger, sicher ist er hier am besten aufgehoben. Wir lieben ihn naemlich so sehr..."

Etwas spaeter:

"Guten Tag, wau!" "Womit kann ich Ihnen helfen, wau?" "Wissen Sie, es ist so, wir haben beschlossen, in unser Land zurueckzukehren, und unser Herrchen koennen wir unmoeglich mitnehmen. Die Einreisebestimmungen sind etwas streng. Die meisten Herrchen lassen sie schon rein ins Land, aber die Sorte, die ich habe, leider nicht. Er ist ziemlich groß und stark, verbringt den ganzen Tag im Fitnessstudio mit Bodybuilding und so, und ein paar Zaehne hat der Kerl - da kann man schon bange werden. Im Grunde hat er einen gutmuetigen Charakter, er ist so harmlos wie ein Stueck Brot, aber so wie er halt nach außen wirkt... Also, sie trauen ihm nicht und lassen ihn nicht rein. Wir haben schon versucht, ihn anderen Hunden als Herrchen zu vermitteln, aber sobald sie ihn sehen, kriegen sie Panik".

Stunden spaeter:

"Guten Tag, wau!" "Womit kann ich Ihnen helfen, wau?" "Ich komme, um meinen Herrn abzugeben. Ich will ihn nicht mehr. Stellen Sie sich vor, gerade ist er 80 Jahre alt geworden. Ich will ihn nicht mehr. Er nuetzt mir nichts mehr, er geht nicht mehr mit mir spazieren, und außerdem ist er ziemlich pflegebeduerftig geworden. Das Essen muß ein besonderes sein, er kann kaum noch laufen, manchmal muß ich ihn sogar auch saubermachen und sogar trockenlegen... Er ist so schwerhoerig geworden, er hoert fast gar nichts mehr! Das Fernsehen dreht er so laut, das haelt ja kein Hund aus. Er weiß manchmal nicht mehr, wo er ist, dann verlaeuft er sich, ueberall muß ich mit ihm zusammen hingehen. Ein Chaos.
Und die Kosten? Wenn ich jedes Mal, wenn ihm was wehtut, mit ihm zum Arzt laufen wuerde, waere ich schon ruiniert. Frueher, als er juenger war, hat er keine Schwierigkeiten gemacht. Aber jetzt muß ich mich zusaetzlich zu dem, was ich sowieso schon am Halse habe, auch noch staendig um ihn kuemmern. Den Impfpaß von dem alten Herrn hab ich nicht mitgebracht, muß schon Ewigkeiten her sein, das wir das letztemal beim Arzt waren. Also, ich lasse Ihnen den Opa jetzt hier. Wissen Sie, im Grunde tut es mir ja leid, und Sie koennen mir glauben, ich liebe die Herrchen wirklich mehr als sonst irgendjemand, aber..." "Ja, schon klar. Alle sind, wenn sie ihre Herrchen abgeben, immer zutiefst beruehrt".

Anmerkung des Autors: Jede Aehnlichkeit mit wahren Begebenheiten waere rein zufaellig. Ein Hund wuerde NIEMALS seinen Herrn im Stich lassen.

Raúl Mérida
Petra
 

Beitragvon schoschana » Di Sep 30, 2008 9:40 am

Guter Text!
Schöne Grüße von
Annette und der ganzen Hundeschar

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Beitragvon SG » Di Sep 30, 2008 10:13 am

ja...
LG Silvia, mit 16 pfotiger Rasselbande :)
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Beitragvon NEMO » Di Sep 30, 2008 10:20 am

Ich finde den Text auch sehr gut, vielleicht sollte man ihn jedem Menschen, der sein Tier ins Tierheim etc. gibt mal mitgeben. :roll:










Obwohl bei den meisten wird es wohl nur böse aufstoßen und nicht zum nachdenken anregen. Leider :oops:
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