Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Hund im TH

schöne und traurige Gedichte, die vielleicht ein wenig trösten

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Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Hund im TH

Beitragvon MT » Fr Okt 26, 2007 23:51 pm

Stellen Sie doch einmal vor, Sie würden aus Ihrem gewohnten Umfeld gerissen, Ihre Familie würde Sie verstoßen, ohne ein Wort
der Erklärung (denn es gibt keine Entschuldigung für misshandelte, gequälte, alte, kranke oder ausgesetzte Tiere, die unschuldig
im Tierheim landen!) einfach an einen fremden Ort verbringen.
Dort würden zwar liebe Menschen versuchen sich so gut wie irgend möglich um Sie zu kümmern, aber es bliebe angesichts
der Flut derer, denen es so ergangen ist wie Ihnen gerade mal so viel Zeit um ihre nötigsten Bedürfnisse zu befriedigen.
Hinter Gittern, kaum noch sozialen Kontakte müssten Sie dort den größten Teil alleine Ihre Tage und Nächte verbringen.

An manchen Tagen kämen Besucher vorbei, die vor Ihrem Käfig stehen blieben. Jedes Mal hätten Sie neue Hoffnung,
dass es „Ihre“ Menschen wären, Ihre Familie, die sich nur einen dummen Scherz mit Ihnen erlaubt hätte und nun da ist, um Sie
wieder mit nach hause zu nehmen. Aber Ihre Familie kommt nicht.

Statt dessen kommen andere Menschen. Begutachten Sie, befinden Sie für zu alt, zu hässlich, zu dick, zu dünn,
zu gross oder zu klein.
Irgendwann einmal ist dann eine Familie da, die Sie länger ansieht und sich „bereit erklärt“, Sie zu adoptieren. Sie aufzunehmen
in die neue Familie.
Nach langer Zeit alleine auf kleinstem Raum, Ihre Knochen tun Ihnen weh vom vielen Liegen, Ihr Herz ist gebrochen und Ihre
Seele traurig, werden Sie mitgenommen in ein neues Zuhause.

Allen guten Ratschlägen der Sie bisher betreuenden Personen, aller vorher von Ihrer neuen Familie gemachten Versprechungen
zum Trotz, steckt man Sie am ersten Tag in die Badewanne, denn Sie stinken und müffeln, sind unansehnlich und passen nicht ins Bild. Ein ganz und gar beängstigendes Vorgehen für Sie. Sie kennen diese Hände nicht, wissen nicht, ob Sie Ihnen Böses oder
Gutes wollen…
Danach wird Ihnen die ganze Verwandtschaft vorgestellt, jeder fasst Sie an, drückt und ziept an Ihnen herum.
Sie werden mit Kindern konfrontiert, die nicht angeleitet wurden, wie sie sich im Umgang mit Ihnen zu verhalten haben.
Die an Ihnen herumziehen, Sie stürmisch umarmen, Ihnen vielleicht in ihrer unbedachten Art weh tun ohne zu wissen, wie man
es besser macht. Sie sind hilflos, haben entsetzliche Angst.

Dann, vielleicht schon einen Tag später, lässt man Sie allein um zur Arbeit zu gehen.
Ihnen wurde weder die Möglichkeit gegeben, sich in Ruhe einzuleben, und der Toilettengang, bevor man Sie alleine lässt,
reicht kaum um Ihre Notdurft in Ruhe zu verrichten, fünf Minuten am frühen Morgen mussten da reichen.
Haben Ihnen aber nicht gereicht und doch werden Sie alleine gelassen.

Irgendwann ist die Panik, das Entsetzen, in einer völlig fremden Umgebung alleine zu sein, wieder einmal verlassen worden
zu sein, so übermächtig, dass Sie anfangen zu schreien, damit Sie endlich, endlich jemand hört und Ihnen erklärt, was passiert.
Dann, nach Stunden, Ihre Kehle ist schon ganz wund, kommt Ihre neue Familie nach hause.

Kommt, sieht, dass Sie es nicht geschafft haben, so lange einzuhalten und im Flur den Teppich beschmutzt haben, im Wohnzimmer die Kissen zerfetzt, weil Sie ein Ventil brauchten für Ihre Angst. Zu allem Überfluss werden Sie dann vielleicht auch noch
bestraft oder in eine Ecke verbannt. Später, als Sie denken, Ihre Blase müsste nun endgültig platzen, werden Sie raus in den Garten geschickt. Dort verrichten Sie verschämt, hastig Ihre Notdurft und ........ Sie verstehen nicht, was sie falsch gemacht haben, warum
man böse mit Ihnen ist.

Dann wird Ihnen Essen hingestellt, sie versuchen es in einem Satz herunter zu schlingen, während das dreijährige Kind der Familie
an Ihnen herumzupft und zieht. Sie brummen kurz, um zu signalisieren, dass Sie gerne in Ruhe essen würden, schon bekommen
Sie die nächste Rüge, man verliert die Geduld mit Ihnen, denn Sie haben das Kind der Familie angeknurrt!
Noch am selben Abend werden Sie zurück in das Tierheim gebracht.

Es werden Geschichten über Sie erzählt die Sie nicht richtig stellen können und so dreht sich ihre neue Familie um und
geht, ohne sie noch einmal anzusehen. Sie kommen zurück in Ihre kleine Zelle, legen sich hin, völlig verängstigt,
völlig durcheinander, voller Verzweiflung.

Von nun an gelten Sie als „schwer vermittelbar“. Nicht zu Kindern, kann nicht alleine bleiben, ist nicht stubenrein.
Das steht von nun an Ihrem Käfig.

Die Jahre vergehen, immer mehr Menschen gehen an Ihnen vorbei. Wenn mal einer stehen bleibt und Ihren „Steckbrief“ liest,
geht er sofort weiter. Nein danke, so etwas möchten wir nicht haben. Wir tun ja schließlich etwas Gutes, wenn wir ein Tier aus dem Tierheim holen, dann muss das gefälligst auch was Vernünftiges sein.
Irgendwann haben Sie aufgegeben. Sich selbst. Was sollte Ihnen auch anderes übrig bleiben? …







Kein Wunder, wenn sich so viele Tiere im TH aufgeben. Von der Seite eines netten Tierschutzvereines hierher kopiert, da dieses Szenarion jedem immer weider bewußt sein sollte.
MT
 

Beitragvon Martin » Sa Okt 27, 2007 0:27 am

:oops: :twisted: :oops: :twisted: :oops:
>Marty<

Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gefühl ausdrücken, als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede.
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Beitragvon schoschana » Sa Okt 27, 2007 9:04 am

:( :oops: :(
Schöne Grüße von
Annette und der ganzen Hundeschar

Mein Hund macht keinen Lärm. Er bellt nur.
(Kurt Tucholsky)
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